Es gibt Menschen, die man kennen sollte.
«Wer Bäume pflanzt, pflanzt Samen von Frieden und Hoffnung»
(Wangari Maathai)
Die Klimakrise ist nicht plötzlich über uns hereingebrochen. Seit Jahrzehnten gibt es so viele Akteure, die vor der Entwicklung warnen und Lösungen suchen. Eine davon war Wangari Maathai, Biologin und erste Professorin Kenias, die 1977 die ersten sieben Bäume des von ihr frisch gegründeten Green Belt Movement pflanzte, 1993 waren es bereits 30.000.000. Dazu gründen Bäuerinnen Baumschulen, wofür sie Samen von einheimischen Bäumen sammeln und säen, inzwischen sind es etwa 600 und mehr als 50.000.000 gepflanzte Bäume in Kenia. Die Bewegung ist inzwischen in 13 Ländern aktiv.
Für ihr Engagement, Wälder vor Rodung zu schützen, wurde sie beschimpft, immer wieder festgenommen und misshandelt. Mit den Wahlen Anfang 2000 gelang es der Rainbow Coalition, die autokratische Herrschaft in Kenia zu beenden. Maathai wurde stellvertretende Umweltministerin, wovon sie zurücktrat, als die Koalition zerbrach, weil der neue Präsident eine versprochene Verfassungsreform nicht umsetzen wollte.
Wangari Maathai verband Demokratie, soziale Gerechtigkeit und eine gesunde Natur miteinander. Dafür erhielt sie 1984 den Right Livelihood Award – den alternativen Nobelpreis – der für Engagement für die Gestaltung einer besseren Welt vergeben wird.
2004 erhielt sie den Petra-Kelly-Preis der Heinrich-Böll-Stiftung, mit dem Menschen und Vereinigungen ausgezeichnet werden, die sich für die Achtung der Menschenrechte, für das gewaltfreie Lösen von Konflikten und den Schutz unserer Umwelt einsetzen. Und im gleichen Jahr wurde sie auch noch mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, für ihren Einsatz für nachhaltige Entwicklung, Frieden und Demokratie.
«Sie hat einen gesamtheitlichen Zugang zur nachhaltigen Entwicklung gewählt, der Demokratie, Menschenrechte und insbesondere Frauenrechte umfasst» (Nobelkomitee). Den Preis hat sie erhalten, für ihren couragierten Widerstand gegen das frühere kenianische Regime und als Gründerin des Green Belt Movements.
Maathai war Mitglied im Club of Rome und des Abrüstungsbeirats der UN.
2011 verstarb sie an den Folgen einer Krebserkrankung mit 71 Jahren.
Sie ist eine Frau, die man kennen sollte.
18.10.2023
04.10.2023
Vor etwa einem Jahr haben wir an dieser Stelle den Verein Santatra – Partnerschaft mit den Menschen in Madagaskar e.V. vorgestellt.
Und nun sind sie wieder im Laden – die Vanilleschoten von Santatra aus Madagaskar
Die Menschen in Madagaskar gehören zu den ärmsten der Welt, also zu denen, die am wenigsten zur Erderhitzung beigetragen haben, dafür am stärksten unter den Folgen leiden – also unter Starkregen, Wirbelstürme, Dürren – und gleichzeitig keine Ressourcen haben, sich zu schützen. Der Verein hat sich gegründet, um in Deutschland spenden für das Projekt zu sammeln, um damit den Aufbau einer Landwirtschaft zu unterstützen, die widerstandsfähiger und umweltschonender ist.
Die Arbeit der Kleinbauernfamilien ist ein gutes Beispiel, wie die Bekämpfung der Armut unmittelbar verbunden ist mit einer klimagerechten Lebensweise. Der Anbau in Agroforstsystemen, also in einem friedlichen Miteinander und gegenseitiger Unterstützung von Obst-, Nutzholzbäumen und Gemüse in Mischkultur, wie die Kleinbauern sie aufbauen, sichert auf Dauer die Ernährung der Menschen, liefert Produkte für den heimischen Markt und Exportprodukte, wie die Vanilleschoten. Langfristig werden Kaffee, Pfeffer und Nelken dazukommen. Mehrere Baumschulen versorgen die Bauern und Bäuerinnen mit Setzlingen.
Agroforstsysteme schützen den Boden vor Erosion, eine stabile Humusschicht kann sich wieder aufbauen, die nährstoffreich ist, wie ein Schwamm Wasser aufnehmen kann und CO2 speichert.
Bis der Hunger wirklich überwunden ist, ist noch ein Weg zu gehen, aber der Anfang ist gemacht. So mündete der Abend vor einem Jahr in den allgemeingültigen Satz:
«Entwicklung braucht einen langen Atem, aber sie ist möglich.»
20.09.2023
Im Fairen Handel geht es um nachhaltige und ressourcenschonende Produktion und um faire Handelsbeziehungen zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden. Dazwischen liegen viele Kilometer, die die Produkte zurücklegen müssen, bis sie hier im Laden angeboten werden. Liegt zwischen Klimaschutz und langen Transportwegen ein Widerspruch?
Ein paar Worte zum langen Transport und der Klimabilanz
Der überwiegende Teil der fairen Produkte wird mit dem Schiff transportiert. Ausnahmen sind frische Erzeugnisse, die per Luftfracht reisen müssen.
Unproblematisch ist die Seefracht nicht, immerhin ist sie für 2,5 Prozent der Treibhausgase verantwortlich, außerdem sind die Arbeitsbedingungen auf den Frachtern teils unmenschlich.
Betrachtet man die Transportemissionen als Teil der gesamten Lieferkette, zeigt sich, dass sie nur einen kleinen Teil ausmachen. Größere Einflussfaktoren sind die Art der Produktion, die Nutzungsdauer von Gegenständen und die Wahl des Verkehrsmittels für den Einkauf im Laden. Wer zu Fuß geht oder mit dem Fahrrad fährt, spart etwa so viel CO₂ ein, wie die Ware für den Transport auf dem Frachter benötigt.
Der Transport mit dem Segelfrachter, den einige Fairhandelsunternehmen für einen Teil ihrer Waren nutzen, hat bisher noch Symbolcharakter, er weist aber auf die Emissionen und die miesen Arbeitsbedingungen hin.
Was macht also den Unterschied?
Die Transportemissionen im Fairen Handel unterscheiden sich also nicht grundsätzlich von denen der konventionellen Produktion. Werden aber die gesamten Emissionen betrachtet, schneiden die Fairhandelspartner meist wegen ihrer Wirtschaftsweise besser ab. Das geschieht auf vielfältige Weise. So wird zum Beispiel an die klimatischen Bedingungen besser angepasstes Saatgut verwendet. Agroforstsystemen entwickeln sich, die für ein besseres Mikroklima und eine höhere Artenvielfalt sorgen und eine größere Vielfalt an Produkten bedeuten.
Überhaupt wird der ökologische Anbau gefördert, schon jetzt stammen über 70% der Lebensmittel im Weltladen aus ökologischem Anbau. Der wirkt in beide Richtungen: Zum einen ist der CO₂-Eintrag auf diese Weise geringer, da kein synthetischer Dünger verwendet wird, der in einem energieintensiven Prozess hergestellt wird, und andererseits kann der humusreiche Boden mehr CO₂speichern.
Die Fairhandelsunternehmen reduzieren ihre CO₂-Emissionen, wo sie nur können. Wo sie es nicht können, bemühen sie sich um Kompensation. So kompensiert die Gepa entlang der kompletten Honig-Lieferkette und El Puente die des Kaffeesortiments, durch Aufforstungen und dem Einsatz energiesparende Öfen.
Für klimaschonendes Wirtschaften ist damit bewusstes Konsumieren notwendig, es kommt also auf die Art der Produkte und die Dauer der Nutzung an, die steht der Länge des Transportweges in der Klimabilanz gegenüber.
Der Weltladendachverband stellt diese Infos freundlicherweise zur Verfügung.
06.09.2023
Mit dem Motto «Fair – und kein Grad mehr» geht es in diesem Jahr bei der Fairen Woche um Klimagerechtigkeit. Was bedeutet das?
Klimagerechtigkeit
Die Klimakrise ist eine soziale Krise, keine Wetterkrise. Das dürfte nicht mehr überraschend klingen. Es sind die herrschenden Machtverhältnisse in der Welt, die es einem großen Teil der Weltbevölkerung, vor allem im globalen Süden, unmöglich, mindestens aber sehr schwer machen, sich an das sich aufheizende Klima anzupassen, während ein kleinerer Teil der Weltbevölkerung, im globalen Norden, für die dramatische Beschleunigung der Veränderungen seit der Industrialisierung verantwortlich ist und die Möglichkeiten zur Anpassung und zur Beseitigung der Schäden hat. Auch die nachfolgenden Generationen werden mit Dürren, Stürmen und Überschwemmungen leben müssen, ohne etwas zu diesen Extremverhältnissen beigetragen zu haben.
Mit Klimagerechtigkeit der Klimakrise begegnen
Dazu muss zunächst auf die Auswirkungen der Klimakrise auf die Handelspartner im globalen Süden geschaut werden:
Die steigenden Temperaturen verschlechtern die Wachstumsbedingungen, so weichen Kaffeeproduzenten in höhere Lagen aus, wo sie Wälder roden. Das verschärft die Situation und ist nur begrenzt möglich. Dazu breiten sich Pflanzenkrankheiten aus, wie der Kaffeerost, was die Ernten stark vermindert und bis zum Totalausfall führen kann. Steigende Temperaturen und steigende Luftfeuchtigkeit erschweren außerdem die Arbeitsbedingungen, sowohl in der Landwirtschaft, wie in Werkstätten und Fabriken. Schimmelpilze befallen die Produkte. Niederschläge fallen in anderen Zeiten oder in ungewöhnlichen Mengen, was ebenfalls zu Ernteausfällen führt. Dazu schädigen oder zerstören gar unwetterartige Regenfälle unter anderem Straßen, über die die Produkte Häfen, Märkte erreichen sollen. Die Existenzbedrohung vor allem für Kleinbäuer:innen und Produzenten dürfte leicht zu erkennen sein.
Der faire Handel zeigt: Das muss nicht sein. Seine Prinzipien helfen mit, die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen (Sustainable Development Goals – SDG), bezogen auf die Bewältigung der Klimakrise sind es das Ziel 7 – bezahlbare und saubere Energie und 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz.
Der Faire Handel trägt seinen Beitrag zur Klimagerechtigkeit auf verschiedene Weise bei. So setzt er sich für ein Wirtschaftssystem ein, das nicht auf der Ausbeutung von Natur und Mensch beruht. Er unterstützt die Handelspartner bei der Anpassung an die Folgen der Klimawende. Die Fairhandelsakteure im Norden und im Süden wirtschaften möglichst klimaschonend. Dazu kommen Bildungs-und Informationsarbeit und nicht zuletzt die politischen Forderungen, die an Entscheidungsträger:innen auf verschiedenen Ebenen adressiert werden.
In den folgenden Einträgen wird es noch konkreter.
Quelle
21.06.2023
Dattelproduzenten in der Sahara – Tunesien
An die Exportfirma Beni Ghreb liefern etwa 100 Produzenten ihre Bio-Datteln. Seit 2005 arbeiten sie mit der Gepa zusammen. Inzwischen sind 200 versicherungspflichtige Arbeitsplätze für Frauen in der Verarbeitung der Früchte entstanden, dazu kommen Arbeitsplätze in der Verpackung.
Doch die Klimakatastrophe ist hier heftig zu spüren. Durch die zunehmende Trockenheit und die steigende Hitze bleiben die Datteln zu klein und sind weniger saftig, so konnten 2021 30 Prozent der Ernte nicht vermarktet werden. Arbeit gibt es deshalb zurzeit nur noch für sieben bis acht Monate im Jahr, Arbeitsplätze verschwinden, die Jungen wandern in die Städte ab – oder sie steigen auf Boote nach Lampedusa. Was früher, mit ausreichenden Niederschlägen, für die Bauernfamilien und zwei bis drei Arbeiter ausreichte, reicht nun oft kaum noch für die Bäuer:innen. Die Drei-Etagen-Wirtschaft aus Datteln, Gemüse und Obstbäumen braucht Wasser.
Teil der Lösung sind gemahlene Datteln als Zuckerersatz, zum Beispiel für die Klimaschokolade von Gepa – #choco for change vegan. Mit dem Gewinn konnte eine zweite Mahlmaschine gekauft werden, die eine bessere Pulverqualität bietet und größere Mengen verarbeiten kann. Dazu gesellen sich ein Trockner und ein Feuchtigkeitsmesser – alles Instrumente für die Qualitätssteigerung.
20 Cent des Verkaufspreises der #choco change dienen als Klimaschutzbeitrag, so können Solarpumpen zur Bewässerung der Dattelpalmen eingesetzt werden.
Ein weiteres Beispiel, wie angemessene Preise und eine echte Zusammenarbeit Spielraum verschaffen, auf neue Herausforderungen reagieren zu können. Dahinter steckt auch das Bewusstsein dafür, dass die Lieferant:innen nichts ohne die Produzent:innen sind, ein fairer Umgang also allen nützt.
Der WL-Blog geht in die Sommerpause, am 6. September geht es weiter.